Verleihung der Exzellenz- und Dissertationspreise der DFH 2018

Dankesrede der Preisträgerin Albane Watine

Ausgezeichnet für ihren Abschluss im Studienfach „Rechtswissenschaften“ an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Université Paris 2 - Panthéon-Assas, hat Albane Watine im Anschluss an die Preisverleihung stellvertretend für die 14 ausgezeichneten DFH-Absolventen und jungen Nachwuchswisenschaftler folgende Dankesrede gehalten.


 

 

Sehr geehrte Frau Botschafterin, sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Gesandter,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Eltern, liebe Freunde, liebe Kommilitoninnen und Kommilitonen,

Zuerst freue ich mich sehr, im Namen aller Preisträger zu sprechen. Doch möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich meine Dankesrede auf Französisch halten werde. [Beim folgenden Text handelt es sich um eine Übersetzung, die Originalrede wurde auf Französisch gehalten.]

Letzte Woche erhielt ich einen Anruf von der DFH, die mich bat, heute die Dankesrede zu halten. Zunächst habe ich mich gefragt, was mich dazu berechtigt, im Namen aller Preisträger eine Rede zu halten, ohne ihnen jemals begegnet zu sein?

Also habe ich ein wenig nachgeforscht und eine kleine Statistik erstellt:
•    Wir kommen aus den unterschiedlichsten Fachrichtungen: Architektur, Ingenieurwesen, Jura, Wirtschaft…. Zehn Preisträger, die sicherlich alle Freude an ihrem Fach haben.
•    Die meisten von uns sind Frauen, aber das wundert mich nicht.
•    Die meisten von uns kommen aus Deutschland, auch das wundert mich nicht.

So unterschiedlich wir auch sein mögen, eines haben wir alle gemeinsam: eine unvergessliche Erfahrung dies- und jenseits des Rheins, die uns letztlich hier und heute zusammengeführt hat.

Es ist mir eine große Freude und Ehre, Ihnen, Frau Botschafterin, im Namen von uns allen unseren Dank auszusprechen, dafür, dass Sie uns in diesen prachtvollen Räumen empfangen, sowie Ihnen, Herr Präsident, und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der DFH, dafür, dass Sie unsere Programme fördern und sich unermüdlich für den deutsch-französischen Austausch einsetzen. Unser Dank gilt auch den Partnern, die uns diesen Preis verleihen und mit ihrem Engagement zur Förderung der deutsch-französischen Freundschaft beitragen. Sie alle sind ein wunderbares Beispiel für die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern.

Ohne die Förderung und Unterstützung Ihrerseits wäre es uns nicht möglich gewesen, diese wertvolle Erfahrung zu machen, eine Erfahrung, die uns bei unserem bevorstehenden Einstieg ins Berufsleben sicherlich von Vorteil sein wird, und dafür möchten wir Ihnen danken.

Jeder von uns Preisträgern könnte seine eigene Geschichte erzählen, die Gründe oder auch die Erlebnisse, die sie oder ihn bewogen haben, sich auf dieses deutsch-französische Abenteuer einzulassen. Was mich betrifft, so war diese Entscheidung keine Selbstverständlichkeit. Ich komme aus Boulogne-sur-Mer und wollte eigentlich in Paris eine klassische Studienlaufbahn absolvieren. Doch dann habe ich nach meinem ersten Studienjahr in Rechtswissenschaften mein erstes Praktikum bei einer deutschen Anwaltskanzlei in München absolviert. Ich entdeckte diese herrliche Stadt, die Münchner Gemütlichkeit, die vielen Grünanlagen, das breite kulturelle Angebot und, nur einen Steinwurf entfernt, die Alpen, und so beschloss ich, das Abenteuer zu wagen.

Und diese Entscheidung werde ich nie bereuen. Heute, ein Jahr später, wird mir klar, wie sehr diese Entscheidung meine Weltsicht verändert hat. Die anderen Preisträger werden mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, dass wir aus dieser Auslandserfahrung deutlich mehr mitgenommen haben, als gute Fremdsprachenkenntnisse.
Sie hat es uns ermöglicht, den europäischen Gedanken im Alltag zu leben.

Wir haben am Unialltag teilgenommen, haben uns an unterschiedliche Lehrmethoden angepasst, und haben deutsche und französische Studierende kennengelernt, mit ihnen gearbeitet, gelebt und Freundschaften geschlossen.
Natürlich gab es auch schwierige Momente, in denen Zweifel aufkamen. Ich erinnere mich an meine ersten Schritte in München, als ich bei meiner Suche nach einem WG-Zimmer mit meinen damals eher bescheidenen Deutschkenntnissen potentielle Mitbewohner davon überzeugen musste, dass ich ein sympathischer Mensch bin, um unter all den anderen Kandidaten ausgewählt zu werden. Das war die erste Herausforderung, die ich zu meistern hatte und die mir unmittelbar vor Augen geführt hat, wie schwierig es ist, sich im Ausland zu integrieren. Und ich kann mir jetzt in etwa vorstellen, wie schwierig es erst für die deutschen Studierenden gewesen sein muss, die nach Paris gekommen sind!

Wir haben uns im Rahmen unserer Recherchen und Abschlussarbeiten intensiv mit unseren Partnerländern auseinandergesetzt, wodurch sich unser Blickwinkel mit Sicherheit noch mehr erweitert hat, als durch einen gewöhnlichen Auslandsaufenthalt.

Im Rahmen meines integrierten Studiengangs habe ich eine solide Ausbildung im französischen und im deutschen Recht erhalten. Meine Abschlussarbeit, für die ich heute diesen Preis verliehen bekomme, ist das Ergebnis dieser Ausbildung. Das deutsche und das französische Rechtssystem haben Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Stärken und Schwächen. Beide können voneinander lernen.
Ich habe mit Überraschung und Erstaunen festgestellt, dass sich die kulturellen Unterschiede in nicht unerheblichem Maße auch in den Rechtssystemen widerspiegeln, wodurch ich das  französische Rechtssystem aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten lernte. Und welch ein Glück, für dieses Unterfangen die bestens ausgestattete Staatsbibliothek und die Bibliothek des Max-Planck-Instituts in München nutzen zu können!

Die heute ausgezeichneten Abschlussarbeiten sind das Resultat einer wunderbaren deutsch-französischen Zusammenarbeit.
Ich bin mir sicher, dass bei jeder dieser Arbeiten eine oder mehrere Personen unterschiedlicher Nationalität an den Überlegungen, Diskussionen, der Korrektur oder Revision beteiligt waren und viel dabei gelernt haben.

Und von Akteuren aus der Wirtschaft einen Preis als Anerkennung für eine akademische Leistung verliehen zu bekommen, ist für uns eine große Ehre.

Wir sind durch unsere Erfahrung neugieriger geworden, unabhängiger, offener, flexibler und reflektierter. Wir haben Kontakte und Freundschaften in Deutschland und Frankreich geknüpft, die es uns ermöglichen werden, die Verbindung zwischen beiden Ländern aufrecht zu erhalten.
Die Erfahrungen im Ausland haben unser Leben verändert, und das sage ich nicht nur, weil ich heute in meinem Schrank ein Dirndl und in meiner Küche eine Spätzlereibe habe!
Die zwei Jahre, dich ich in München verbringen durfte, haben auch meinen Alltag nachhaltig geprägt: Ich spreche eine zusätzliche Sprache, mein Fahrrad möchte ich nicht mehr missen, und ich fühle mich viel unabhängiger. Ich fühle mich heute durch und durch als Europäerin.

Und so frage ich die heute ausgezeichneten Preisträger: Was wollen wir aus dieser Erfahrung machen?
Ich denke, wir können unseren Förderern unsere Dankbarkeit am besten zeigen, indem wir versuchen, unsere Erfahrungen in unseren Berufsalltag einfließen zu lassen; indem wir diesen deutsch-französischen Weg weitergehen, indem wir deutsch-französische Initiativen unterstützen oder indem wir darüber nachdenken, wie wir die EU und die guten Beziehungen zwischen Deutschland und Frankreich weiter verbessern können. Das Leben bietet viele Möglichkeiten, unsere Erfahrung auf bereichernde Weise einzubringen.

Wir betrachten es somit als unsere Pflicht, uns auch in Zukunft für die deutsch-französische Freundschaft innerhalb der Europäischen Union zu engagieren.

Und deshalb möchten wir uns nochmals bedanken: bei der DFH, ihren Partnern, Ihnen, Frau Botschafterin, und allen anderen, die uns bei unserem deutsch-französischen Abenteuer unterstützt haben. Ein Abenteuer, das, so hoffe ich, gerade erst begonnen hat.

Herzlichen Dank!

© DFH-UFA
Förderer der Exzellenzpreise der DFH 2018
Förderer der Dissertationspreise der DFH 2018

 

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