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2. Deutsch-Französischer Dialog für Frieden und Gerechtigkeit in Trier lädt renommierte Expert*innen zum Gespräch

Die Teilnehmenden des ersten Veranstaltungstages vor dem Robert-Schuman-Haus in Trier ©DFH-UFA

 

Am 23. und 24. Juni fand im Robert-Schuman-Haus in Trier die zweite Ausgabe des Deutsch-Französischen Dialogs für Frieden und Gerechtigkeit statt. Die Veranstaltung wurde von der Deutsch-Französischen Hochschule in Zusammenarbeit mit der Friedensakademie Rheinland-Pfalz und der Universität Trier organisiert. Ziel war es, eine interdisziplinäre und grenzüberschreitende Diskussion anzuregen zu den zentralen Themen der Friedens- und Versöhnungsarbeit, Gerechtigkeit aus juristischer wie sozialer Perspektive, Management von Konflikten und verschiedene Formen der Erinnerungskultur.

„Heute hat man das Gefühl, dass es rückwärtsgeht und wir aus der Geschichte nichts oder viel zu wenig gelernt haben. So viele Krisenherde und neue kriegerische Konflikte, so viel Unsicherheit und Destabilisierung. Es wird uns täglich mehr bewusst, wie »dünn die Zivilisationsschicht ist, auf der wir gehen«, um es mit den Worten des Schriftstellers Maxim Biller zu sagen“, so die Präsidentin der Universität Trier und der Deutsch-Französischen Hochschule Eva Martha Eckkrammer bei der Eröffnung der Veranstaltung. Die Ministerin für Justiz und Menschenrechte der Demokratischen Republik Kongo Chantal Chambu Mwawita ergriff bei der Eröffnung des Dialogs ebenfalls das Wort und wies auf globale Herausforderungen hin.

Das erste Panel, moderiert von Dr. Gregor Walter-Drop von der Friedensakademie Rheinland-Pfalz, beschäftigte sich im Zusammenhang mit den Themen Frieden und Versöhnung mit der Frage, ob nach großen Konflikten ein Vergessen oder ein Erinnern wichtiger ist und wie die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich gelang. Corine Defrance (CNRS ) und Ulrich Pfeil (Université de Lorraine) beleuchteten verschiedene Aspekte des Prozesses, der im Anschluss auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus Ruanda reflektiert wurde. Jean Damascène Mbonigaba (Civil Peace Service Refugee Programme – GIZ) und Donata Uwimanimpaye (Katholische Universität Ruanda) wiesen auf die Rolle der Religion im ruandischen Friedensprozess hin. Hinzu kam ein detaillierter Blick auf Israel und Palästina durch Steffen Hageman (RPTU Kaiserslautern-Landau). Das Panel verdeutlichte die fragile Natur des Friedens und die stetige Notwendigkeit des Dialogs, um Versöhnung zu ermöglichen.

Die zweite Podiumsdiskussion, moderiert von Philippe Gréciano, Vizepräsident der Deutsch-Französischen Hochschule, widmete sich dem Thema Gerechtigkeit. Hier brachten renommierte Rechtsexpert*innen wie Roger Koudé (Université Catholique de Lyon), Marie Nicolas-Gréciano (Université Lumière Lyon 2) und Dr. Iryna Grebenyuk (Université de Picardie Jules Verne) ihre Perspektive ein. Zusätzlich kamen mit Raphaël Pitti, Spezialist für Kriegsmedizin (OUSSM France, HuSoMe Metz) und dem Menschenrechtsanwalt François Roux (Barreau de Montpellier) auch Experten aus der Praxis zu Wort.

Der erste Veranstaltungstag schloss mit einem gemeinsamen Besuch der Gedenkstätte SS-Sonderlager/KZ Hinzert unweit der Stadt Trier. Die Frage, welche Rolle Gedenkstätten für eine aktive Erinnerungskultur und gegen das Vergessen spielen, erhielt dadurch eine greifbare Dimension.

Am Dienstag standen zwei weitere Podiumsdiskussionen auf dem Programm. Der Lehrstuhlinhaber für Internationale Beziehungen und Außenpolitik der Universität Trier Manuel Fröhlich  sprach am Vormittag mit Catharina Nickel (United Nations University), Théogène Hashakimana (Katholische Universität Ruanda), David Teiner (Universität Trier) und Ingrid Magnusson (European Institute for Peace) über das Thema Konfliktmanagement im internationalen Kontext. Die Expert*innen sprachen viele internationale Konfliktherde wie zum Beispiel Ruanda und Mali an und loteten aus, welche Rolle politische Entitäten übernehmen können. Die Debatte machte deutlich, in welch kritischer Phase die internationale Diplomatie sich gerade befindet. Im Rahmen der Diskussion wurden die Themen gemeinsam mit den anwesenden Studierenden und Gästen umfassend besprochen, um gemeinsam Lösungen anzudenken.

Frédérique Neau-Dufour moderierte das letzte Panel des Tages zum Thema Erinnerungskultur. Die Historikerin, verantwortlich für die „Erinnerungsstrategie“ der Region Grand Est, diskutierte mit Célestin Berthelot (Council of Europe/Observatory on History Teaching in Europe), Max Silverman (University of Leeds), Christine Cadot (Université Paris 8), Albert Nzabonaliba (Katholische Universität Ruanda) und Lena Haase (Universität Trier) über verschiedene Formen der Erinnerungskultur und deren Relevanz für die gesellschaftliche und politische Bildung.

Der Deutsch-Französische Dialog für Frieden und Gerechtigkeit setzte wichtige Impulse und regte die Teilnehmenden dazu an, entlang dieser Themen den Diskurs voranzutreiben. Davon zeugten nebst den regen Debatten der Panels nicht zuletzt die zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Auch über die Podiumsdiskussionen hinaus bot die Veranstaltung den Teilnehmenden viel Raum für Austausch und Gespräch. Philippe Gréciano betonte am Ende des Dialogs:

„Die DFH zeigt ihre Vorreiterrolle in den internationalen Beziehungen. Durch Debatten über Krieg, Frieden und Gerechtigkeit kann das deutsch-französische Tandem neue humanitäre Impulse setzen, Europa mobilisieren und in Kriegsgebieten Hoffnung geben“.

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