Jahresbericht 2003: Konsolidierung und Aufbruch

Mehr Studierende, Drittlandöffnung, Förderung von Nachwuchswissenschaftlern – Deutsch-Französische Hochschule als Akkreditierungsagentur?

Paris/Saarbrücken, 6. Mai 2004

„Mit 4800 eingeschrieben Studierenden in über 100 binationalen Studiengängen haben wir im Studienjahr 2003/2004 einen neuen Rekord erreicht. Daneben ist es uns trotz schwieriger Haushaltslage gelungen, die Förderung von Nachwuchswissenschaftlern durch hochqualifizierte Programme voranzutreiben.“ Mit diesen Worten fasste Albert Hamm, Präsident der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH), die Arbeit der binationalen Institution für das Jahr 2003 zusammen. Gemeinsam mit dem deutschen Vizepräsidenten Dieter Leonhard präsentierte er am Donnerstag, 6. Mai 2004, den „Jahresbericht 2003“ der Hochschule im Rahmen einer Pressekonferenz an der ESCP-EAP – School of Management in Paris. „In der Gestaltung und Durchführung integrierter Studiengänge haben wir unsere Kompetenz längst bewiesen, nun müssen wir langfristig auch die Qualität unserer Programme sichern.“ Die Umstellung auf Bachelor und Masterstudiengänge in beiden Ländern ergebe gerade für die binationalen Studiengänge das Problem der Akkreditierung. Da die Hochschule als Katalysator für die Annäherung der beiden nationalen Systeme wirke, stelle sich die Frage, ob nicht die DFH als Akkreditierungsagentur für deutsch-französische Studiengänge diese wichtige Aufgabe übernehmen sollte, so Hamm.

Kernaufgabe der DFH ist nach wie vor die Förderung integrierter deutsch-französischer Studiengänge. Dabei achtet die DFH auf die Einhaltung ihrer Qualitätskriterien. Die Hochschule fördert nur solche Studiengänge, die auf der Basis eines gemeinsamen Studienplans und dadurch in der Regel ohne Verlängerung der Regelstudienzeit zu einem deutschen und französischen Abschlussdiplom führen: ein Studium, zwei Hochschulen, zwei Länder, zwei Abschlüsse. Neben der fachlichen Ausbildung sollen die Studierenden auch interkulturelle Kompetenz erwerben. Die Vermittlung von Schlüsselqualifikationen und der Grad der Integration der Curricula werde, so der Präsident, noch stärker als bisher in die Beurteilung der Studiengänge einfließen. Die binationalen Studiengänge der DFH unterliegen einer regelmäßigen Qualitätskontrolle. Durch die Optimierung ihrer Verfahren zur Qualitätssicherung erhofft sich die Hochschule, mittelfristig als zentrale Akkreditierungsagentur für die akademischen deutsch-französischen Ausbildungsgänge aller Fachbereiche fungieren zu können.  Über diese Möglichkeit werde die DFH im Laufe dieses Jahres mit den verantwortlichen Regierungsstellen verhandeln.

Die Drittlandöffnung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle: so werden im Jahr 2004/2005 10 Hochschulen aus Italien, Spanien, Polen, der Schweiz und Russland einem deutsch-französischen Studiengang-Netzwerk beitreten. „Ein trinationaler Studiengang ermöglicht den Studierenden, den europäischen Hochschulraum konkret zu erfahren und ohne größeren Zeitverlust und Anerkennungskomplikationen eine europäische Berufsqualifikation zu erwerben,“ unterstrich Albert Hamm.

Zu den Aufgaben der Deutsch-Französischen Hochschule gehört auch die Förderung von Kooperationen im Bereich der Forschung und Entwicklung. Im Laufe des Jahres 2003 wurden rund 400 Doktoranden von der DFH mit einer Mobilitätsbeihilfe unterstützt. Die Hochschule finanzierte im Berichtsjahr fünf Ateliers für Geistes- und Sozialwissenschaftler, eine Sommeruniversität in Lyon und erstmals fünf thematische Sommerschulen für Nachwuchswissenschaftler der Natur- und Ingenieurwissenschaften. Wichtig sei, so Hamm, durch die Förderung der Mobilität, die Zusammenarbeit und dadurch die Netzwerkbildung von Nachwuchswissenschaftlern zu unterstützen und sie an die europäische Spitzenforschung heranzuführen.

Der Beitrag der DFH im Bereich der Graduiertenausbildung besteht in der Gewährung von Mobilitätsbeihilfen während des Aufenthalts der Doktoranden im Partnerland. Dieser finanzielle Zuschuss kommt den Stipendiaten des von der DFG und vom MJENR/MSTP* eingerichteten Graduiertenkollegs/“Ecole doctorale“ zugute. „Künftig werden wir die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses erheblich verstärken. Neben der allgemeinen Förderung der Mobilität wird eine gemeinsame Doktorandenausbildung im Vordergrund stehen. Durch die Intensivierung des Wissens- und Wissenschaftstransfer zwischen Deutschland und Frankreich leistet die DFH damit einen substantiellen Beitrag zur Schaffung eines europäischen Hochschul- und Forschungsraums,“ betonte Albert Hamm.

Die Kooperation mit der Wirtschaft soll ebenfalls ausgebaut werden. Das Deutsch-Französische Forum, eine Absolventen- und Hochschulmesse, die jährlich im Herbst in Straßburg stattfindet, gilt dabei als zentrales Instrument der DFH, um den binational ausgebildeten Absolventen auch weiterhin bei der Jobsuche auf dem deutsch-französischen und internationalen Arbeitsmarkt behilflich zu sein.

Die Hochschule mit dem Rechtsstatus einer völkerrechtlichen Einrichtung wird zu gleichen Teilen von Deutschland und Frankreich finanziert. Die Subventionszahlungen beider Länder betrugen im Jahr 2003 8,7 Millionen EUR. Gegen Ende des Jahres wuchs der Haushalt, u.a. durch Rückflüsse, Haushaltsreste und Rücklagen dennoch auf rund 11 Millionen an. Davon flossen 8,5 Millionen (77%) in den Bereich der Studiengänge und Programme einschließlich Doktorandenförderung und innovativer Maßnahmen. Allein für die Förderung der integrierten Studiengänge gab die DFH 7 Millionen EUR aus. Die Kosten der Verwaltung mit ihren 16 fest angestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern liegen mit nur 9 % des Gesamthaushaltes nach wie vor weit unter dem Durchschnitt vergleichbarer Einrichtungen.

Abschließend gab Albert Hamm noch einen Ausblick auf das kommende Jahr: „Im Zusammenhang mit dem fünfjährigen Bestehen der DFH wird unserer nächster Jahresbericht den Übergang in eine neue Phase bestätigen. Eine Phase, in der sich die Hochschule von den ersten Schwierigkeiten und Ungewissheiten der Anfangsphase lösen konnte und nun in der Lage ist, die Gesamtheit ihrer Aufgaben qualitätsbewusst wahrzunehmen. Dies gilt sowohl für die Programmbeauftragten und Studierenden der binationalen Programme, die sich für das intellektuelle und kulturelle Abenteuer der integrierten Studiengänge entschieden haben als auch für die Institutionen und Unternehmen, die sie einstellen werden.“

*Ministère de la jeunesse, de l’éducation nationale et de la recherche / Mission Scientifique, Technique et Pédagogique (MJENR / MSTP)
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