Mit der Promotion in den Beruf – Deutsch-Französische Servicestelle für Promovierte

Die Association Bernard Gregory und die Deutsch-Französische Hochschule setzen sich für die berufliche Eingliederung von Promovierten in Deutschland und Frankreich ein

Die Deutsch-Französische Hochschule (DFH) und die Association Bernard Gregory (ABG) haben eine gemeinsame deutsch-französische Servicestelle zur Förderung der beruflichen Eingliederung von Promovierten eingerichtet. „Immer mehr junge Wissenschaftler im deutsch-französischen Raum entscheiden sich für eine Promotion. Mit der gemeinsamen Servicestelle wollen die DFH und die ABG Instrumente schaffen, die der Bedeutung einer binationalen Ausrichtung beim Berufseinstieg gerecht werden und den Mehrwert eines solchen Parcours für Arbeitgeber sichtbar machen“, so der Präsident der DFH, Dieter Leonhard. Den Trend zur Promotion in Deutschland und Frankreich begründet Martine Pretceille, Direktorin der ABG, damit, dass „aufgrund der einzigartigen Verflechtung der Wissenschaftskultur mit der Unternehmerwelt gerade bei den beiden gegenseitig wichtigsten Handelspartnern Deutschland und Frankreich eine große Nachfrage nach in Deutschland und Frankreich oder gar deutsch-französisch ausgebildeten Promovierten besteht.“

Die Association Bernard Gregory baut mit der Deutsch-Französischen Servicestelle ihr weltweites Netz aus Servicestellen aus und betreibt allein in Frankreich 120 Beratungsstellen für Doktoranden und Promovierte aus allen Fachrichtungen, die einen Berufseinstieg in Unternehmen oder Forschungsinstitute anstreben. Sie führt auf ihrer zweisprachigen Webseite eine umfangreiche Lebenslaufdatenbank und stellt dort ausgewählte Stellenangebote zur Verfügung. Daneben bietet sie Fortbildungen zur beruflichen Orientierung und eine individuelle Beratung zu Bewerbung und Berufseinstieg an.

Die Deutsch-Französische Hochschule umfasst ein Netzwerk aus über 150 deutschen und französischen Hochschulen, die zusammen derzeit rund 30 deutsch-französische Graduiertenkollegs und 150 Doppeldiplome anbieten. Die strukturierte deutsch-französische Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern ist in den nächsten Jahren eine der Prioritäten der DFH.

Zu den Angeboten der Servicestelle gehört die individuelle Begleitung bei der Arbeitsplatzsuche durch den Zugang zu bewährten Instrumenten der ABG. Ferner soll durch Seminare zur persönlichen Kompetenzanalyse, zur Arbeitsweise in Unternehmen und zur Bewerbung der Weg in die Berufswelt erleichtert werden. Eine umgangreiche Sammlung von Stellenangeboten wendet sich primär an junge Promovierte bis zu sechs Jahren nach dem Abschluss der Dissertation, an Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die Promovierte rekrutieren, sowie an Forschergruppen und Doktorandenkollegs, für die zur Förderung der beruflichen Eingliederung ein breites Angebot an Fortbildungs- und Förderungsmaßnahmen bereitsteht.

Einen ersten Erfolg verbuchte die Servicestelle bereits anlässlich der Jahreshauptversammlung der ABG am 3. April 2008, die sich dem Thema Doktorandenausbildung und Rekrutierung von Promovierten in Deutschland widmete. Falk Bretschneider, DAAD Fachlektor für Doktorandenbetreuung am Centre interdisciplinaire d’études et de recherches sur l’Allemagne (CIERA), betonte dabei die deutsch-französischen, aber auch innerdeutschen Unterschiede im Promotionsverfahren, dessen Ziele hierzulande alleine durch die Bundesländer definiert werden. „Eine Promotion zu beginnen, ist in Deutschland nicht schwer, nur zwei Drittel der Kandidaten halten jedoch bis zur Verteidigung durch.“ Danach stehen ihnen viele Türen offen: „Da es im deutschen System keine Grandes Écoles gibt wie in Frankreich, erfolgt die Elitenbildung sehr stark über die Promotion.“ Dies schlägt sich auch in den Zahlen nieder: Rund 24.000 Promovierende verteidigen jedes Jahr in Deutschland ihre Forschungsarbeit, in Frankreich sind es nur rund 10.000. Schwierigkeiten zeigen sich in Deutschland in den Geisteswissenschaften, wenn Promovierte den Ausstieg aus der akademischen Welt nicht schaffen und erst mit 38 Jahren und nach mehreren befristeten Arbeitsverträgen an der Universität in ein Unternehmen einsteigen wollen. „Sie sind dafür dann häufig zu alt und haben zu wenig Praxiserfahrung,“ erklärt Julia Jaspers, Personalabteilung der Deutschen Bahn, die in Paris für die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) die Herausforderungen und Schwierigkeiten darstellte, mit denen Arbeitgeber bei der Einstellung von Promovierten in Deutschland konfrontiert sind. Dabei wollen laut Angaben des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung fast zwei Drittel aller Doktoranden nach ihrer Promotion nicht im Hochschulbereich, sondern in der freien Wirtschaft arbeiten. Am privatwirtschaftlichen Arbeitsmarkt stellt sich hingegen in Deutschland so wie in Frankreich die Situation laut Jaspers ganz ähnlich dar. „Bedeutende Kompetenzen, die Arbeitgeber verlangen, bringen nur wenige Promovierte mit: Interkulturelle Kompetenz, Soft Skills und Mobilität.“
Hier setzt das Kooperationsprojekt „Deutsch-Französische Servicestelle ABG-DFH“ mit zahlreichen Informations-, Beratungs- und Trainingsangeboten an, die es auch bei weiteren Auftritten in den kommenden Monaten präsentieren wird:
– am 20. Mai 2008 auf der Versammlung der Mitgliedshochschulen der DFH in Aix-en-Provence,
– vom 5. bis 7. Juni 2008 auf dem Salon Européen de la Recherche et de l’Innovation in Paris und
– vom 14. bis 15. November 2008 auf dem 10. Deutsch-Französischen Forum in Straßburg, bei dem Promovierte und ihre berufliche Eingliederung künftig einen besonderen Platz einnehmen werden.

 

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